Aktuelles

Kein Lohnplus in der Rezession

Mit dem heutigen (19.9.) Forderungsbeschluss der Gewerkschaft IG BCE ist die Tarifrunde der chemischen Industrie gestartet. Die Verhandlungen beginnen auf regionaler Ebene zwar erst am 30. September und für Westfalen am 9. Oktober in Bochum. Schon jetzt ist für den Hauptgeschäftsführer des Westfälischen Arbeitgeberverbandes Chemie e.V., Dirk W. Erlhöfer, klar: „Mit uns kann es kein Lohnplus in der Rezession geben.“

Die Gewerkschaft fordert ein reales Lohnplus, ein "Zukunftskonto" in Höhe von 1.000 Euro pro Jahr sowie eine arbeitgeberfinanzierte Pflegezusatzversicherung für jeden Tarifbeschäftigten, außerdem mehr Engagement in der Qualifizierung. „Die Industrie steckt mitten in der Rezession – aber die IG BCE fordert munter weiter, als sei nichts passiert. Die Gewerkschaft muss endlich den Schalter umlegen und ihre Ansprüche herunterschrauben“, findet Erlhöfer. In der letzten Konjunkturumfrage des Verbandes im Juni und in vielen weiteren Unternehmensbefragungen bundesweit wird deutlich: Die Nachfrage sinkt in vielen Bereichen sehr deutlich. Ungelöste Handelskonflikte und verstärkte Brexit-Sorgen belasten die Märkte. Für 2019 erwartet die Chemiebranche Verluste bei Produktion und Umsatz von 5 bis 6 Prozent. Das ist der größte Rückgang seit der Krise 2008/2009. „Wenn die Branche schrumpft, können die Löhne nicht steigen“, sagt Erlhöfer, der zu bedenken gibt: „Die gesamte Industrie befindet sich in einem tiefgreifenden Strukturwandel. Digitalisierung, Klimaschutz, E-Mobilität und Kreislaufwirtschaft: Die Unternehmen benötigen erhebliche finanzielle Ressourcen für Investitionen, die Standorte und Arbeitsplätze zukunftsfähig machen. Diese wirtschaftlichen Realitäten und Erfordernisse müssen auch das Ergebnis der Chemie-Tarifrunde bestimmen.“

Dem „Zukunftskonto“ von 1000 Euro je Tarifmitarbeiter, den Vorstellungen der IG BCE zufolge nutzbar für zusätzliche freie Tage oder zum Ansparen von längerer Auszeit, erteilt Erlhöfer in der geforderten Form eine Absage. „Denn das bedeutet im Umkehrschluss 4,2 zusätzliche freie Tage für jeden Tarifbeschäftigten pro Jahr. Wie sollen Unternehmen in Zeiten des Fachkräftemangels die fehlende Arbeitszeit kompensieren?“, fragt Erlhöfer. „Für uns bedeutet mehr Flexibilität nicht mehr Freizeit.“ Die Forderung der IG BCE nach einer arbeitgeberfinanzierten tariflichen Pflegeversicherung hält Erlhöfer grundsätzlich für sinnvoll, „aber sie kostet Geld. Und in der aktuellen wirtschaftlichen Situation dürfen die Arbeitskosten nicht steigen“, unterstreicht er abschließend.